Porträtzeichnung Hugo Eckener

Hugo Eckener, der „Magellan der Luftschifffahrt“

Luftschiff über Frachter
Die USS Los Angeles ankert am umgerüsteten Tanker USS Patoka

Kurz nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg hatte es nicht so ausgesehen, dass deutsche Luftschiffe jemals wieder starten würden. Alle Zeppeline mussten abgewrackt oder den Alliierten übergeben werden. Das hätte das Ende des Luftschiffbaus bedeutet, doch der Chef des Zeppelin-Konzerns und erfahrene Luftschiffkapitän Dr. Hugo Eckener glaubte weiterhin an den Erfolg der Luftschifffahrt. Er sah nur eine Möglichkeit, aus der ausweglos scheinenden Situation herauszukommen, und er nutzte sie mit viel diplomatischem Geschick. Da die Vereinigten Staaten noch Reparationszahlungen in Höhe von 3,2 Millionen Goldmark beanspruchten, bot Eckener an, für diese Summe ein Langstreckenluftschiff zu bauen und persönlich in den USA abzuliefern. Die Amerikaner willigten ein, und nach der Zustimmung der deutschen Regierung konnte die „Luftschiffbau Zeppelin“ 1922 mit dem Bau eines über 200 m langen Schiffs mit einem Volumen von 70.000 cbm beginnen. Zwei Jahre später war LZ 126 fertig, eines der modernsten und größten bis dahin gebauten Schiffe. Im Oktober 1924 startete Eckener mit 27 Mann Besatzung und vier amerikanischen Beobachtern zur Atlantiküberquerung.

Ein Luftschiff wirbt für Versöhnung

Nach nur 80 Stunden tauchte LZ 126 über New York auf und wurde dort von vielen Schaulustigen auf den Dächern und in den Straßen frenetisch begrüßt. Eine Stunde später landete das Schiff wohlbehalten auf dem Luftschiffhafen Lakehurst vor den Augen Tausender begeisterter Zuschauer. Das Wasserstoffgas wurde ausgelassen und durch unbrennbares Helium ersetzt. Nach der Übergabe wurde LZ 126 auf den Namen Los Angeles getauft und noch bis 1940 von der Marine als Schulungsschiff genutzt. Es war der charismatischen Persönlichkeit Dr. Eckeners und seinem gewinnenden Auftreten zu verdanken, dass sich das Ansehen Deutschlands in Amerika so kurz nach dem Krieg verbesserte. Zurück in Deutschland, nahm Eckener den Plan in Angriff, ein im Vergleich zu LZ 126 größeres und verbessertes Luftschiff zu bauen. LZ 127 wurde in Friedrichshafen nach nur 21-monatiger Bauzeit fertiggestellt und am 8. Juli 1928 auf den Namen Graf Zeppelin getauft – am neunzigsten Geburtstag des 1917 verstorbenen Grafen. Am 18. September 1928 stellte Hugo Eckener als Kommandant das Luftschiff für die Deutsche Luftfahrt-Aktiengesellschaft (DELAG) in Dienst. Die große Zeit des Reisens mit dem Luftschiff konnte beginnen.

Menschen vor Luftschiff
USS Los Angeles in Lakehurst (1925)

1929, nach dem Ende der erfolgreichen Weltumrundung der Graf Zeppelin wurde Hugo Eckener eine besondere Ehrung zuteil: Präsident Hoover empfing ihn im Weißen Haus und bezeichnete ihn in seiner Rede als „Magellan der Lüfte“. Im März 1930 verlieh ihm die amerikanische National Geographic Society für seine Pionierfahrt die „Special Gold Medal“. Vor sechstausend Zuhörern im Washington Auditorium dache Eckener laut über zukünftige Expeditionen mit dem Zeppelin nach: „Ich denke dabei an die Arktis und Antarktis, an Australien, an die Regionen Zentralasiens, an die Wüstenregionen Arabiens, an die Sahara und an die Erkundung der Atmosphäre und der Ozeane.“

Hugo Eckener
Hugo Eckener und Präsident Herbert Hoover (rechts)

Die Hindenburg. Bewundert und missbraucht

Hugo Eckeners Vorstellung von einem idealen Luftschiff entsprach die Graf Zeppelin noch nicht ganz. Ein größeres und komfortableres Schiff zu bauen, war aber angesichts der in Amerika und Europa herrschenden Depression kaum zu finanzieren. Es grenzt an Ironie, dass erst die Nazis Eckeners Traum verwirklichen halfen. 1934/35 stellte die NS-Regierung über 11 Millionen Mark für die Fertigstellung des schon lange zuvor projektierten neuen Zeppelins LZ 129 zur Verfügung. Eine bittere Pille, die der kosmopolitische Nazigegner Eckener schlucken musste, um die Fortführung des internationalen Luftschiffverkehrs sicherzustellen. Die Nazis betrachteten den neuen Zeppelin, der den Namen des 1934 verstorbenen Reichspräsidenten Hindenburg trug, in erster Linie als nützliches Propagandainstrument, Eckener dagegen setzte auf seine Wirkung als Symbol der friedlichen Zusammenarbeit der Völker. Heute wissen wir, dass die Geschichte anders verlief, als Eckener sie sich erhoffte. Auch von dem neuen Luftschiff ging eine große Faszination aus, es war in der Tat das lange ersehnte Traumschiff. Dass es in einem Feuersturm untergehen sollte, ahnte beim Stapellauf in Friedrichshafen am 4. März 1936 niemand.

Für Hugo Eckener war der Missbrauch seines Schiffs durch die Nazis nur schwer zu ertragen. Als Luftschiff-Kommandant und Chef der Deutschen Zeppelin-Reederei trat er zurück ins zweite Glied. Bei den Machthabern in Deutschland war er längst in Ungnade gefallen. Sie ließen ihn aber in Ruhe; er war im In- und Ausland zu populär. Eckener zog sich 1939 aus der Öffentlichkeit zurück und übernahm die Leitung einer Maschinenbaufirma. 1947 hielt er sich mehrere Monate in den Vereinigten Staaten auf, um bei der Goodyear Aircraft Corporation an der Konstruktion eines neuartigen Großluftschiffs mitzuarbeiten. Wegen des Ausbleibens staatlicher Förderungen kam das Projekt jedoch nicht zustande.

Am 14. August 1954 starb Hugo Eckener in Friedrichshafen im Alter von 86 Jahren.

Porträtzeichnung Hugo Eckener
Hugo Eckener

„Das Reisen selbst ist im Luftschiff ein Vergnügen … Beispielsweise könnte man von New York nach Kapstadt oder Ägypten ohne Aufenthalt durchfliegen, man könnte von Los Angeles oder San Francisco nach Tokio oder Sydney hundert Passagiere in ununterbrochener Fahrt bringen.“ Dr. Hugo Eckener

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