Hermann Hesse lesend, mit Buch in der Hand

Herrmann Hesses Rundfahrt 1911 im Luftschiff LZ 10 Schwaben

„Wohliges Dahinschweben und rechenschaftslose Reiselust“. Im Sommer 1911 erreichte den späteren Nobelpreisträger Hermann Hesse eine Einladung zu einer Fahrt mit dem Luftschiff Schwaben. (Vermutlich handelte es sich um eine Werbefahrt für Prominente; der Schriftsteller hatte bereits mit mehreren Romanen Erfolge gefeiert.) Hermann Hesse war begeistert; dieses Erlebnis wollte er sich nicht entgehen lassen. Sofort machte er sich von seinem Häuschen in einem kleinen Dorf am Bodensee auf den Weg nach Friedrichshafen. Dort sollte der Zeppelins schon am nächsten Tag zu der Rundfahrt aufsteigen.

Über eine kleine Holztreppe stieg er in die Passagiergondel und fühlte sich sofort wie in einem sehr bequemen Speise- oder Aussichtswagen. Als das Schiff emporstieg und er sich aus dem Fenster beugte, sah er wie die Menschenmenge am Boden und die Stadt Friedrichshafen immer kleiner wurde. Hesse war von der unter ihm dahingleitenden Landschaft fasziniert:

„Wir fuhren durch das sonnige Rheintal hinauf, der Kamor und der Hohe Kasten und viele andere vertraute Schweizer Berge standen mächtig im strahlenden Licht.“ Hesse spürte „wohliges Dahinschweben und rechenschaftslose Reiselust“. (Ganz ähnliche Empfindungen hatten später auch die Graf Zeppelin– und Hindenburg-Passagiere.) Nach zwei Stunden war die Rundfahrt beendet. In Friedrichshafen wartete bereits die Bodenmannschaft darauf, die ausgeworfenen Landeseile zu fangen und festzuhalten. Hermann Hesse geriet nach der Landung ins Schwärmen:

„Ich schließe die Augen und fühle wieder das schwebend leichte Reisen durch die Luft.“ Hesse beschreibt, wie er den Anblick der weit erschlossenen Landschaft und das „Gefühl des Draußenseins aus allen irdischen Kleinigkeiten“ genoss. Er nahm sich vor, eine Zeppelinfahrt zu wiederholen, und er würde es dann „mit tausend Freuden“ tun.

Dass den Fahrgästen Sekt kredenzt wurde, fand er allerdings „überflüssig und dekadent“. Aber mit dieser Meinung stand er wohl allein.

Luftaufnahme von den Schweizer Bergen
Über den Schweizer Bergen
Kabine des Zeppelins
Blick in die Passagiergondel. (Der übliche Tisch wurde hier durch einen zweiten Sessel ersetzt.)

Die feine Art des Luftreisens

Die Passagiere in den Fahrgastkabinen der Delag-Luftschiffe genossen den Luxus einer Erste-Klasse-Fahrt fast wie in einem Abteil des legendären Orient-Express. Die Wände waren mit Mahagoniholz verkleidet und mit Perlmuttintarsien verziert. Es gab einen Waschraum und eine Toilette. Erlesene Köstlichkeiten wie Gänseleberpastete und Kaviar konnten an kleinen Tischen genossen werden. Dazu wurden vom Steward Wein, Sekt und edle Liköre gereicht. Ein derartiger Service sollte fortan Standard einer jeden kommerziellen Zeppelinfahrt sein.

Die in der Regel gut betuchten Passagiere gaben sich sportlich-elegant, aber korrekt gekleidet: Eine Luftschiffreise galt von Anfang an als gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges und als ein unvergessliches Erlebnis.

Das Schicksal des Luftschiffs LZ 10 Schwaben

Postkarte mit Luftschiff
LZ 10 Schwaben. Postkarte von 1912

Die Schwaben erwirtschaftete als erstes Luftschiff mit der Beförderung von Passagieren Gewinne. Doch sie war nur ein Jahr im Dienst. In diesen zwölf Monaten brachte es die Schwaben auf 219 Passagierfahrten mit 4.354 Passagieren. Rund zwanzig Fahrgäste fanden in der Gondel Platz.

Die erste Fahrt war am 26. Juni 1911, genau ein Jahr später verbrannte das Luftschiff bei einem Gewitter am Boden bei Düsseldorf. Fahrgäste und Besatzung waren zu dem Zeitpunkt nicht an Bord, allerdings gab es einige Verletzte zu beklagen.

‚Reisen damals‘- Tipp: Wie Hermann Hesse über dem Bodensee schweben …
… können Sie mit dem von der „Zeppelin Luftschifftechnik GmbH“ entwickelten High-Tech-Luftschiff Zeppelin NT(NT steht für „Neue Technologie“). Der LZ NT ist mit 75 Metern zwölf Meter länger als ein Airbus A 330, doch nur halb so lang wie die einstigen „silbernen Zigarren“ des Grafen Zeppelin. Der LZ NT ist das einzige für den kommerziellen Passagierbetrieb zugelassene Luftschiff der Welt und verfügt über eine starre Innenstruktur, ist also keines der simplen Prallluftschiffe („Blimps“), wie wir sie häufig als Reklameträger am Himmel sehen können. In seiner Kabine haben die zweiköpfige Besatzung und zwölf bis fünfzehn Passagiere Platz. Durch Panoramascheiben schauen die Fahrgäste aus 200 bis 300 Metern auf die Landschaft. Der Zeppelin NT startet sowohl an seinem Heimatstandort Friedrichshafen am Bodensee als auch im Rheinland und in München regelmäßig zu Rundflügen.
www.zeppelinflug.de
Zeppelin am Himmel
Der Zeppelin LZ-NT über dem Bodensee

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