Angels in the Sky. Als Stewardess ein Traumberuf war

Bis in die 1960er Jahre hinein rangierte für viele junge Frauen der Beruf der Stewardess auf der Beliebtheitsskala gleich hinter Mannequin oder Filmschauspielerin. Die schönsten Orte der Erde konnten sie kennenlernen – und an Bord nicht selten ihren gut betuchten späteren Ehemann. Stewardessen waren als Partnerinnen so begehrt, dass es bei den Airlines mitunter zu Personalkrisen kam. In manchen Jahren verloren manche Fluggesellschaften über ein Dutzend ihrer Flugbegleiterinnen durch Heirat.

Nach Langstreckenflügen gab es damals für die gesamte Crew an den Zielorten bis zu fünf Tagen Aufenthalt, also Zeit genug, um durch New York zu bummeln, den Fujiyama zu besteigen oder in Miami drei Tage am Pool zu relaxen. In der Tat ein Traumjob. Allerdings bestanden nur wenige Bewerberinnen die strengen Auswahlprüfungen. Die Anforderungen waren hoch: zwei Fremdsprachen (fließend), beste Allgemeinbildung und Gesundheit, hohe soziale Kompetenz und vor allem makelloses Aussehen und eine Top Figur. Eine Stewardess hatte eine perfekte Gastgeberin zu sein – charmant, fürsorglich und sexy. Eine Flugreise konnte sich damals nur eine wohlhabende Minderheit leisten und entsprechend hoch waren deren Erwartungen. Und die Stewardessen durften sich als Teil dieser kleinen Elite fühlen. Diese goldene Zeit endete mit dem Flugtourismus als Massenphänomen. Vom Glamour des einstigen Traumberufs ist nicht viel übriggeblieben.

Stewardess im Flugzeug beim Servieren
Tea time in the air. Stewardess der Eastern Airlines (USA,1931)

In der Frühzeit des Fliegens war das Servicepersonal männlich

In den kleinen Maschinen der späten 1920er Jahre wachten ausschließlich Flugbegleiter über das Wohlergehen der zwölf bis sechzehn Passagiere. Der erste deutsche Bordsteward versah ab April 1928 für die Deutsche Lufthansa in einer Junkers G 31 auf der Strecke Berlin-Paris seinen Dienst.

Ab den späten dreißiger Jahren kamen dann auch gemischte Serviceteams zum Einsatz.

Steward im Flugzeug beim Servieren
Steward der niederländischen KLM (1950)

Viele Passagiere hatten ein mulmiges Gefühl, sich dem noch neuartigen Verkehrsmittel Flugzeug anzuvertrauen. !930 begannen deshalb US-amerikanische Fluggesellschaften – gegen den anfänglichen Widerstand der Stewards und Piloten (und deren Ehefrauen) – weibliche Flugbegleiterinnen einzusetzen. Die Airlines hofften, dass die Präsenz von Stewardessen eine beruhigende Wirkung auf die Passagiere ausüben würde.

Nelly Diener, Europas erste Stewardess

Nelly Diener kümmerte sich ab Anfang 1934um das Wohl der Passagiere der Swissair – und das mit einem Enthusiasmus, der sie als „Engel der Lüfte“ in ganz Europa bekanntmachte. Nelly Diener verwöhnte nicht nur die Fluggäste mit Getränken, Sandwiches und Obst (Bordküchen gab es noch nicht), sondern redete ängstlichen Passagieren beruhigend zu oder lenkte sie durch Jodeleinlagen ab.

Ihr Leben endete auf tragische Weise. Noch 1934 kam sie beim Absturz einer Curtiss AT-32C Condor in der Nähe von Tuttlingen (Baden-Württemberg) ums Leben. Mit ihr starben neun der vierzehn Passagiere und zwei Besatzungsmitglieder.

Nelly Diener im Flugzeug
Nelly Diener an Bord einer General Aviation Clark

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