In Deutschland begann die Nutzung des Flugzeugs für die Beförderung von Reisenden kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs – nur zehn Jahre nach dem Erstflug der Wright-Brüder. Bereits 1917 war für diesen Zweck die „Deutsche Luft-Reederei“ gegründet worden, der Vorläufer der „Deutschen Luft Hansa“. Im Frühjahr 1919 wurde eine regelmäßige Verkehrsverbindung, noch mit offenen Kriegsflugzeugen, zwischen Berlin und Weimar zur dort tagenden Nationalversammlung eingerichtet – die „Deutsche Luft-Reederei“ war damit die erste Flugzeuge einsetzende Luftverkehrslinie der Welt. Bequem waren die Flugreisen nicht: Man musste sich warm anziehen, wurde mit Hilfe einer Leiter in das Flugzeug hineingelotst und auf einem Platz so festgeschnallt, dass man sich kaum rühren konnte. Der Kopf und ein Teil des Oberkörpers ragten aus dem Flugzeug heraus.
Die ersten „richtigen“ Verkehrsflugzeuge erschienen im Jahr 1919: Doppeldecker mit geschlossenem Abteil und Ganzmetalleindecker wie die Flugzeuge von Junkers, Fokker und Dornier.
Aus der Deutschen Luft Hansa wird 1933 die Deutsche Lufthansa
Bis 1922 waren alle größeren europäischen Städte durch ein Netz von Luftverkehrslinien verbunden und bis 1926 die Zahl der pro Jahr beförderten deutschen Passagiere von 2.500 auf 42.200 angewachsen! Um den Verkehr möglichst reibungslos zu gestalten, hatte die Deutsche Luft Hansa einen kombinierten Flug-Eisenbahn-Verkehr eingeführt, der durch Zusammenziehen von Flug und Eisenbahn den Namen „Fleiverkehr“ erhielt. Die Flugtickets waren auch für die Eisenbahn gültig, die falls erforderlich die Weiterbeförderung der Fluggäste übernahm.
Später wurden größere und mehrmotorige Verkehrsflugzeuge gebaut, die die Luftreise mindestens ebenso bequem wie eine Eisenbahnfahrt in der Ersten Klasse machten. Diese Maschinen boten für acht bis zwanzig Reisende Platz, waren beheizt und mit gepolsterten Lehnstühlen, Toiletten und mitunter sogar Schlafabteilen ausgestattet. Überwältigend war die Nachfrage allerdings nicht. Erst als die Reisenden entdeckten, dass der Luftverkehr ohne Unfälle durchgeführt wurde, erhöhte sich die Zahl der Fluggäste trotz der hohen Ticketpreise stark.
Die Zeitersparnis für die Reisenden durch diese leistungsfähigeren Maschinen war beträchtlich: So brauchte das Flugzeug von London nach Moskau (mit Zwischenlandungen in Amsterdam, Berlin und Königsberg/Ostpr.) „nur“ zwei volle Tage anstatt vier bis fünf Tage mit der Eisenbahn. Die wirtschaftliche Erholung nach den Elendsjahren nach dem Krieg hatte dabei zu dieser rasanten Entwicklung entscheidend beigetragen und die Deutsche Luft Hansa (1933 umbenannt in Deutsche Lufthansa) zur größten Luftverkehrsgesellschaft der Welt gemacht. Die Lufthansa konnte sich dabei die Unterstützung des Naziregimes sichern: Bereits vor der Machtergreifung hatte die Fluggesellschaft Adolf Hitler für seinen Wahlkampf Maschinen wie die „Condor“ von Focke-Wulf oder die „Ju 52“ kostenlos zur Verfügung gestellt.
Nicht nur alle großen Städte Europas gehörten zum Liniennetz des „fliegenden Kranichs“, sondern auch internationale Verbindungen über die europäischen Grenzen hinaus. Amerika war allerdings für die damaligen Flugzeuge nonstop noch nicht erreichbar. Ab 1936 führte die Lufthansa Versuchsflüge für einen planmäßigen Luftverkehr in die Vereinigten Staaten durch. Drei Jahre später flog Pan Am als erste Airline der Welt planmäßig über den Atlantik, von New York nach Lissabon.
Mit dem Flugzeug in die Kaiserbäder der Ostsee
Auch die deutschen Seebäder profitierten in den 1920ern und 1930ern vom sich rasant entwickelnden Flugtourismus. Zahlungskräftige Badegäste aus Berlin konnten beispielsweise mit Junkers F-13-Maschinen nach Stettin und mit Seedoppeldeckern weiter nach Swinemünde, zu den Kaiserbädern auf Usedom, zur Ostküste Rügens und nach Hiddensee fliegen. Und schon ab 1920 verband eine regelmäßig beflogene Seebäderlinie Travemünde, Warnemünde, Saßnitz und Swinemünde. Sehr gefragt waren in den 1920er-Jahren auch Rundflüge von Warnemünde nach Kühlungsborn, zum Fischland-Darß oder von Stralsund und Sellin über Rügen.
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