Bis 1937 wohnte in den 14 Räumen der heutigen Hotel-Pension Funk Funk in der Fasanenstraße im Charlottenburg der dänische Stummfilmstar Asta Nielsen. Ihre Salons mit Künstlern wie Joachim Ringelnatz oder Heinrich George waren ein Mittelpunkt des Berliner Kulturlebens. Die Hotel-Pension Funk, ein sogenanntes Etagenhotel, dient mitunter als Location für Foto- und Filmaufnahmen, unter anderem für die Fernsehserie „Ku’damm 56“.
Schon zur Kaiserzeit gab es Etagenhotels, die meist von Beamten- oder Offizierswitwen geführt wurden. Wenn sie in ihren großen, teuren Wohnungen bleiben wollten, kamen sie nicht darum herum, Zimmer an Touristen oder Dauergäste abzugeben. Mindestens vier Zimmer und volle Verköstigung mussten sie anbieten, um die behördliche Genehmigung für das Übernachtungsgewerbe zu bekommen. Eine dieser stets wachsamen Damen hat es sogar in die Literatur geschafft. In Christopher Isherwoods Roman von 1939 „Goodbye to Berlin“ vermietet die Pensionswirtin Lina Schröder vier ihrer Zimmer an Fremde (und schläft selbst hinter einem Paravent ihres Wohnzimmers). Das Buch war die Vorlage, nach der in den 1960er Jahren das Musical „Cabaret“ entstand. Die stilvollsten Etagenhotels befanden sich im Berliner Westen, in den Seitenstraßen des Kurfürstendamms. Einige dieser „Hotel-Pensionen“ haben Kriegs- und Nachkriegszeit überlebt und erfreuen sich bei Touristen, die in Berlin dem Lebensgefühl der 1920er Jahre nachspüren wollen, großer Beliebtheit.
Die Hotel-Pension Funk weist alle Merkmale einer solchen hochherrschaftlichen Herberge auf. Durch das marmorne Treppenhaus mit reicher Stuckverzierung kommt man zum Scherengitteraufzug, der vom Hochparterre in die Belle Etage des Gründerzeitbaus führt. (Nebenbei: Nur, wenn der erste Stock über einem Hochparterre liegt, gilt er als Belle Etage. Die Fenster sind dann hoch genug, um die Bewohner vor neugierigen Blicken „vom Kutschbock aus“ zu schützen.) Alle vierzehn Zimmer und der Frühstückssalon (mit einem Pianola von 1912) sind im Stil der Art-déco- oder der Belle-Époque-Zeit eingerichtet, natürlich mit Kronleuchtern, Parkettfußboden, Stilmöbeln – aber ohne TV.
Ein anderes Hotel nahe dem Kurfürstendamm beeindruckt ebenfalls durch ein prachtvolles Jugendstil-Entree. Das Hotel Augusta in der Fasanenstraße 22 verfügt über 46 modern-klassisch eingerichtete Zimmer, die mit ihren hohen Wänden und Stuckdecken an die glanzvolle Zeit der Zwanziger Jahre erinnern.
Ein paar Häuser weiter befindet sich das Savoy Hotel. Das 1929 gebaute Savoy ist kein preiswertes Etagenhotel, sondern gilt mit seinen 122 Zimmern als das „kleinste Grandhotel Berlins“ – und genießt seit Jahrzehnten einen legendären Ruf.
Das Savoy Hotel in der Fasanenstraße 9-10 war das erste Berliner Hotel, in dem jedes Zimmer über ein eigenes Bad und einen elektrischen Zimmermädchenruf verfügte. Anfang der 1950er Jahre wurde das Savoy als eines der ersten Häuser Berlins wieder seiner Bestimmung als Hotel zugeführt. Hier stiegen nicht nur prominente Künstler und Literaten ab, sondern auch Diplomaten und, wie gemunkelt wird, Agenten. In der lauschigen Atmosphäre des Rauchsalons konnte schon damals bei einer guten Havanna und einem Cognac diskret geplaudert oder verhandelt werden.
1957 wurde das Hotel um dreißig Zimmer und eine Bar erweitert, die sich schnell in der Berliner Barszene etablierte. Die sechste Etage, die das Savoy historisch nicht ganz korrekt als seine „Belle Etage“ bezeichnet, bietet einen beeindruckenden Blick über die Dächer Berlins. Genauso beeindruckend ist die Gästeliste des Savoys. Prominente wie Greta Garbo, Thomas Mann, Henry Miller, Helmut Newton, Maria Callas Heinrich Böll und Romy Schneider schätzten den persönlichen Service und die Ruhe dieser Oase mitten in der turbulenten City West-Berlins. Das Savoy wird zurzeit (2022) aufwendig saniert und umgebaut. Die Wiedereröffnung ist für 2024/25 geplant.
Reisen damals-Tipp: übernachten im Stil der 1920er Jahre Wenn Sie hautnah nachempfinden wollen, wie der Autor Christopher Isherwoods oder seine unter permanenter Geldnot leidende Romanfigur Sally Bowles im Berlin der zwanziger Jahre gewohnt haben, sollten Sie in der Pension Funk übernachten. Verzichten Sie auf eines der Komfortzimmer, und wählen Sie stattdessen eines der wenigen Zimmer, dessen sanitäre Ausstattung lediglich aus einem Waschbecken besteht. Bad und WC stehen Ihnen im Flur zur Mitbenutzung zur Verfügung (2022: EZ ab 34 €, DZ ab 52 €). Eine rabiate Pensionswirtin brauchen Sie nicht zu fürchten; der Hotelier Michael Pfund ist ausgesprochen nett. Allein schon das üppige Frühstück im großen Salon mit dem rotsamtenen Chaiselongue am Eingang ist die Übernachtung wert. www.hotel-pensionfunk.de www.hotel-augusta.de www.hotel-savoy.com
Bildquellen
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Einfach wundervoll eure gerade entdeckte Seite. Wie ein kleiner Kurzurlaub. Gibt es auch einen Newsletter?
Vielen Dank für das Lob! Das motiviert uns sehr!! Einen Newsletter planen wir auch. Stand heute wollen wir damit im Januar starten.